Parcival: König der Frauen

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Parcival: König der Frauen
Hinter manchen Märchen und Sagen stecken längst vergangene und vergessene gesellschaftlich Zustände. Sie sind der Widerhall verflossener Revolutionen und Konterrevolutionen.
Der Mythos vom Heiligen Gral und vom tumben Parcival, der sich erst bewähren muss um dann Gralskönig und damit Herrscher über Wales zu werden, ist eine solche Geschichte, die man nicht oft genug erzählen kann, weil sie wie ein fein geschliffener Stein in jeder Beleuchtung uns von anderen Welten erzählt.
Die Matriarchatsforscherin Göttner-Abendroth versucht sich in „geistiger Archäologie“ auf der Suche nach dem untergegangenen Matriarchat.
So wie andere aus verfärbter Erde Pfostenlöcher und aus Pfostenlöchern längst verfallene Hütten rekonstruieren, so rekonstruiert sie aus Geschichten und Geschichtchen untergegangene Kulte, Lebensgewohnheiten und Denkweisen.
Wer ihr vorwirft, das sei doch „spekulativ“, vergisst, dass die wenigen Knochen aus Neandertal sich auch nur durch höchst spekulative Ergänzungen zum ganzen Menschen formen.
„Spekulieren“ bedeutet aus wenigen Andeutungen eine ganze Geschichte zu machen. Solche Geschichten müssen nicht wahr sein, aber sie können uns entscheidend helfen uns der Wahrheit zu nähern.
Die Geschichte, die uns Göttner-Abendroth erzählt ist die Geschichte vom Gral, als einem Quell der Fruchtbarkeit, als einem heiligen weiblichen Schoß. Die Gralsherrschaft ist bedroht durch männliches Dominanzstreben, durch einen neuen Typ von Krieg und Krieger, der durch seine Machtgier alle Quellen der Fruchtbarkeit, bei den Frauen und in der Natur zum Versiegen bringt, weil sowohl Natur als auch Frau zwar vergewaltigt werden können, aber ihre großartige Leben schaffende Tätigkeit ist nicht erzwingbar, so dass zur Strafe die Natur verdorrt und die Frauen unfruchtbar werden. Der Gral verschwindet aus der Welt, wenn man ihm nicht in der rechten Weise dient und Frauen und Natur verehrt.
Parcivals Vater stirbt nicht in fernen Ländern „im Dienst der Frauen“ wie bei Eschenbach, sondern bei der Verteidigung des Grals.
Die Welt, die er verteidigt, ist eine Welt des Wohlstands und des Wohlergehens, der Freude am eigenen Körper und seiner Lust.
Die Welt der Keltenkrieger, der er unterliegt, die Welt des König Ither, des roten Ritters, ist eine Welt des Machtstrebens und der Gier. Wobei diese Gier zur Folge hat, dass man das Leben verfehlt und versäumt, weil man stattdessen den Tod im Gepäck hat.
Als ?? stirbt zieht sich die Königin Herzeleide in die Einsamkeit zu zurück um dort ihren Sohn auf die Welt zu bringen. Er soll nicht von den siegreichen Kelten zu einem Keltenkrieger, zu einem Unhold, erzogen werden.
Schließlich geht er hinaus in die Welt und rächt, ohne dass er weiss was er tut, seinen Vater.
Er wird zum schließlich zum guten Krieger.
Vorher ist er aber in der Gefahr ein Gefolgsmann des Kelten-Königs Arthur zu werden und damit ein Verräter seines Volkes.
Am Ende rettet der gute Krieger Parcival den Gral und das Gralsvolk.
Problematisch an dieser Erzählung ist die Figur des „guten Kriegers“.
Sie verbreitet die Illusion, als sei es möglich einerseits ein guter Krieger und damit ein guter Mörder und Totschläger zu sein, andererseits aber Liebe und Zärtlichkeit zu schützen und zu leben.
Gleichzeitig weiss nicht nur Göttner-Abendroth, sondern auch dem alten Mythos ist dieses Wissen eingeschrieben, dass diese Gleichzeitigkeit des Unvereinbaren eine Illusion ist.
Schönfärberisch heissen solche Illusionen auch oft Ideal.

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