Anlässlich der Amtseinführung von Trump

Micha Brumlik (ver)zweifelt in der Januar-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale“ an der männlichen Arbeiterklasse des „rust belt“, die offensichtlich „The Donald“ zur Präsidentschaft verholfen hat.
(Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt)
https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2017/januar/vom-proletariat-zum-poebel-das-neue-reaktionaere-subjekt

Er frägt sich angesichts dessen, was von Marxens Hoffnung auf die weltbefreiende Wirkung des Emanzipationskampfes des Proletariats noch zu halten ist.
Das war für mich Anlass einen Vortrag aus zu graben, den ich vermutlich 1993 vor einem nach eigenen Verständnis linken Publikum gehalten habe.
(Vortrag_Walter_1993_2)
Die Resonanz damals, war zurückhaltend formuliert, bescheiden und für mich ein Anlass mich wieder praktischer Politik im Rahmen der „GRÜNEN“ zu zu wenden (1994 trat ich dort ein).

Mein Eindruck, dass es sich bei dem, was man einmal emphatisch „Historische Mission der Arbeiterklasse“ genannt hatte, eher um ein religiöses Bekenntnis als um eine in irgendeiner Form soziologische Erkenntnis handelt, wurde an diesem Abend eindrücklich bestärkt.

Damit man mich nicht missversteht: Marx und Engels kritisieren in der „Deutschen Ideologie“ Feuerbach, weil er von der Menschheit ausgeht und dabei vergisst, dass diese Menschheit in unterschiedliche Klassen zerfällt. Sie postulieren dann, dass die schrittweise Überwindung der Klassengegensätze die Voraussetzung dafür ist, dass Menschheitsinteressen in den Mittelpunkt rücken können.

Damit kann ich nur einverstanden sein.

Womit ich nicht einverstanden bin, ist, dass Intellektuelle glauben, alle Klassen verfolgten nur ihre egoistischen Interessen, einzig das „großherzige“ Proletariat sei verpflichtet den Interessen der Menschheit zu dienen.

Das ist Religion und zwar im Marxschen Sinne.

Meinen Ausführungen von 1993 habe ich heute nur in dem Sinn etwas hin zu zu setzen, dass ich jetzt noch stärker akzentuieren würde, dass der Hegelsche Versuch aus der Dialektik eine „dialektische Logik“ ab zu leiten, krachend gescheitert ist.
Es ist mit Händen zu greifen, dass das Proletariat auch beim jungen Marx nichts weiter ist als die Anti-These zur Bourgeoisie.
Dieser Denkansatz überwindet aber nicht die Mängel identitären Denkens, er verstärkt sie.
Ich und Nicht-Ich bilden zusammen die ganze Welt. Wobei das Nicht-Ich sowohl die mir am nächsten stehenden Menschen als auch den eher fernen Andromeda-Nebel umfasst.

Deswegen befinde ich mich auch nicht in einem einzigen Widerspruch sondern in unendlich vielen. Manchmal bin ich mir selbst der größte Gegensatz.

Proletarier folgen wie alle anderen Menschen auch, ihren eigenen Interessen oder dem was sie dafür halten.
Das ist in Ohio nicht anders als in Rheinland-Pfalz.

Eine kluge und realistische Politik muss diese Interessen ernst nehmen und sie über Kompromisse mit anderen Interessen vermitteln.

Der Sieg von Hetzern und Demagogen in freien Wahlen basiert immer auf dem Versagen der Demokraten.

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